Carl Duval

Lokalhistoriker, Heimatdichter & Landschaftsmaler

Am 19. August 2003 jährt sich der 150. Todestag von Carl Duval. Obwohl er kein gebürtiger Eichsfelder war, ging er in die Eichsfelder Geschichte als oft und gern zitierter Autor ein. Zu Lebenszeiten erhielt er für seine Dichtungen keine Ehrungen, Erst die Nachwelt würdigte seine Leistungen und sein Werk, mit dem er das Eichsfeld bekannter und besuchenswert gemacht hatte.

Geboren wurde er am 19. Mai 1807 in Nordhausen. Der Vater stammte aus Frankreich und seine Mutter aus Duderstadt. Sein Vater war Maler und Zeichenmeister. Die Mutter erzog ihre Kinder in streng religiösem Sinne im protestantischen Glauben. Der Vater starb bereits im Jahre 1823. Auf Empfehlung seiner Mutter begann Carl Duval ein Studium der protestantischen Theologie in Halle (Saale) und konnte nach drei Jahren die Universität verlassen. So kam er im Jahre 1832 in das Eichsfeld und wurde Hauslehrer in Großbodungen. 1834 bestand er erneut eine Prüfung in Halle und wurde in Pustleben eingesetzt, um als Geistlicher zu wirken.

1838 heiratete er und kehrte nach Großbodungen zurück. Seine Jahre in Großbodungen zählen zu den schönsten und glücklichsten. Dort malte er vorwiegend Landschaftsbilder vom Eichsfeld und unterrichtete im Zeichnen. Anfang der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts durchwanderte er das Eichsfeld und war tief beeindruckt von der Landschaft und der eichsfeldischen Geschichte. Seine optischen Eindrücke hielt er in zahlreichen noch heute von Historikern und Heimatverbundenen gern zur Illustration verwendeten historischen Zeichnungen fest, die in seinem wichtigsten Werk „Das Eichsfeld – oder historisch-romantische Beschreibung aller Städte, Burgen, Schlösser, Klöster, Dörfer und sonstiger beachtenswerter Punkte des Eichsfeldes" enthalten sind.

Das 1845 in Sondershausen herausgegebene Buch hat Generationen von Eichsfeldern besonders erfreut wegen Duvals Fähigkeit, historisch Objektives mit Sagenhaftem und persönlichen Empfindungen zu vermischen und zu eigenem Nacherleben zu veranlassen.

Vorteile in wirtschaftlicher Hinsicht brachte ihm sein Werk nicht ein. Da die Einkünfte für seinen Lebensunterhalt nicht ausreichten, nahm er im Jahre 1847 eine Stelle als Zensurbeamter in Berlin auf. Im Jahre 1848 kehrte er in seine Heimatstadt Nordhausen zurück und gründete dort eine Privatschule.

Am 19. August 1853 starb er im Alter von 46 Jahren an einem schweren Leberleiden. Erst die Nachwelt erkannte ihn als Persönlichkeit an. So brachte man an seinem Geburtshaus in Nordhausen im Jahre 1953 eine Gedenktafel an. Der Eichsfelder Verein Berlin stiftete im Jahre 1936 eine Gedenktafel, die sich noch heute am Küsterhaus im Klüschen Hagis befindet. An seinem Wohnhaus in Großbodungen befindet sich ebenfalls eine Gedenktafel, und in Heiligenstadt ist eine Straße auch nach ihm benannt.

Heinz Nelz

Carl Duval - Ein ausführlicher Lebenslauf


Die ausklingende Romantik schenkte uns den Lokalhistoriker, Heimatdichter und Landschaftsmaler Carl Duval. Lange Zeit war er fast vergessen und nur wenige kannten seine Werke. Erst 1907, an seinem 100. Geburtstage, erinnerte man sich seiner wieder und hie und da konnte man in Nordhäuser oder Eichsfelder Zeitungen etwas von ihm lesen. Wie bei manchem Poeten mussten erst viele Jahre dahingegangen sein, ehe man seine Gaben würdigte und ihm, wenn auch nur in beschränktem Kreise, die Ehre zuteil werden ließ, die man ihm zu Lebzeiten versagte. Duval war ein Kind der Romantik. Er lebte in einer Welt von Idealen und konnte diese mit der rauen Wirklichkeit nicht in Einklang bringen.

Carl Duval wurde am 19. Mai 1807 in Nordhausen geboren. Sein Vater, von Beruf Dekorationsmaler und Lackierer, verstand es, sein Schaffen auf eine gewisse künstlerische Höhe zu erheben und Kunst und Handwerk geschickt zu verbinden. Manches Ölgemälde von ihm schmückte die Wohnzimmer der Stadt Nordhausen. Vom Vater hatte der Sohn die künstlerische Begabung, die Lust zum Zeichnen und zur Malkunst geerbt.

Der talentvolle Knabe besuchte zunächst das Gymnasium seiner Vaterstadt und bestand 1828 seine Abiturientenexamen. Dann ging er nach Halle, um Theologie zu studieren. Schon auf dem Gymnasium hatte er sich im deutschen Aufsatz hervorgetan. Sein Abgangszeugnis rühmt besonders die lebendige Darstellung seiner Arbeiten. Auf der Universität entwickelte sich seine Fähigkeit weiter und seine Neigung zur deutschen Literatur kam immer mehr zum Durchbruch. Hier hatte er Gelegenheit, vor einem verständnisvollen Freundeskreis von seiner poetischen Fähigkeit Zeugnis abzulegen.

Nach dreijährigem Studium verließ er 1831 die Universität und nahm in Groß-Bodungen eine Hauslehrerstelle an. Als Kandidat der Theologie predigte er auch zuweilen und nach zwei Jahren absolvierte er das theologische Staatsexamen. Obwohl er mit „rühmlich gut“ bestand, blieb er vorläufig in Groß-Bodungen, denn außer der schönen Umgebung des Ortes, die er mit Maleraugen durchstreifte, gab es hier noch etwas anderes, was ihn fesselte. Das war seine frühere Schülerin, die Tochter eines Groß-Bodunger Arztes. Mit dieser verheiratete er sich am 14. Oktober 1838. Dieser Schritt erschien etwas gewagt, denn Duval hatte auf ein Pfarramt ständig verzichtet. Er gedachte, sich ganz seiner künstlerischen Neigung zu widmen und mit schriftstellerischer Tätigkeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, was anfangs ganz leidlich ging, zumal seine Frau etwas Vermögen hatte. Aber er wusste nicht, welche Enttäuschungen und Widerwärtigkeiten das Leben dem Menschen bereitet.

Er wohnte in Großbodungen mit seiner Familie in einem Flügel der so genannten Kemenate, die nach einer über dem Eingang befindlichen Inschrift im Jahre 1663 erbaut wurde. Oft unternahm er Ausflüge in das Eichsfeld, dessen herbe Schönheit und dessen interessante historische Vergangenheit ihn fesselten.

Zeitgenossen schilderten Duval als einen hageren Mann mit gelber Gesichtsfarbe, schwarzem Haar und Vollbart, als einen kunstverständigen und sangesfrohen Mann, dem man noch heute seine Verdienste um den damals wenig gepflegten Gesang dankt.

Auf den verschiedensten Gebieten betätigte er seinen Kunstsinn. Er zeichnete und malte Landschaftsbilder und erteilte auch Unterricht in dieser Kunst. Am bemerkenswertesten sind die zahlreichen Abbildungen in seinem Buch über das Eichsfeld. Sie sind ganz in der Manier der damaligen Steinzeichnungen gehalten und noch heute erfreut man sich ihrer Anmut und Feinheit.

Als Schriftsteller trat er zum ersten Male im Jahre 1839 an die Öffentlichkeit. In diesem Jahre war er als Mitarbeiter des ersten Bandes des bei Friedrich Eupel in Sondershausen erschienenen Sammelwerkes „Thüringen und der Harz mit ihren Merkwürdigkeiten, Volkssagen und Legenden“ tätig. Es erschien 1837-1845 in acht Bänden mit 84 Abbildungen. Herausgeber war der Freiherr von Sydow in Sondershausen, der als Mitarbeiter alle Literaten und Lokalhistoriker Thüringens heranzog. Der eifrigste Mitarbeiter war Duval. Allein 31 Aufsätze, die er zum Teil auch illustriert hat, stammen aus seiner Feder.

Sein erstes selbstständiges Werk, das 1845 bei Eupel in Sondershausen erschien, war „Das Eichsfeld oder historisch-romantische Beschreibung aller Städte, Burgen, Schlösser, Klöster, Dörfer und sonstiger betrachtenswerter Punkte des Eichsfeldes. Mit 24 Ansichten nach Originalzeichnungen von C. und F. Duval“. Dieses gilt als sein Hauptwerk und ist von seinen Arbeiten am bekanntesten geworden. Die gefälligen, warm empfundenen Schilderungen wurden von den Zeitgenossen gern gelesen; aber der materielle Erfolg blieb aus. Den Wert des Buches wird nur der gerecht beurteilen, der es unter dem Gesichtswinkel der damaligen literarischen Richtung betrachtet und den Zweck beachtet, den Duval beim Schreiben im Auge hatte. Wie schon der Titel andeutet, handelt es sich bei der Abfassung des Buches nicht darum, eine unmittelbar aus den Urkunden geschöpfte, quellenmäßig genaue Geschichte des Eichsfeldes zu geben. Es sollte vielmehr eine historisch-romantische Beschreibung der Hauptsehenswürdigkeiten des Landes sein.

Duval schaut die von ihm lieb gewonnene Gegend mit den Augen des Romantikers, des Dichters und Naturfreundes an. Wissenschaftliche Geschichtswerke zu schreiben, war nicht seine Absicht. Es lag ihm hauptsächlich daran, geschichtlichen Sinn zu wecken und diesen durch anziehend geschriebene Darstellungen zu pflegen, um dadurch den Bewohnern die Heimat leib und wert zu machen. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, verdienen die Leistungen Duvals entschiedene Anerkennung. Was er selbst bei seinen Wanderungen über Berg und Tal, beim Anschauen der Städte und Dörfer, der Kloster- und Burgruinen in seiner Seele gefühlt und empfunden hat, das sollen die Leser ihm nachfühlen und nachempfinden. Die ganze Natur betrachtet er mit den Augen des Romantikers. Zuweilen freilich verfällt er in eine weichliche und sentimentale Stimmung. Im Allgemeinen aber herrscht in seinen Dichtungen und Naturschilderungen ein gesundes Gefühl.

Auch als Balladendichter hat Duval Treffliches geleistet. In Stimmung und Darstellung ähnelt er hier Uhland. Eine Sammlung seiner Gedichte ist nicht erschienen. Wir finden sie verstreut in seinen Schriften. Wohl hat er eine Drucklegung geplant, aber die nötigen Mittel fehlten im dazu. Beachtung verdienen auch seine mundartlichen Dichtungen, die in den „Nordhüschen Riemen und Billern“ am bekanntesten geworden sind. Kein anderer, weder vor noch nach ihm, hat es so verstanden, den derben Nordhäuser Dialekt mit seinen urwüchsigen Ausdrücken in dichterische Form zu bringen. Die Illustrationen, die „Biller“ zu den Dichtungen lieferte er selbst. Diese Zeichnungen waren ebenso von Humor erfüllt wie seine „Rieme“. Seinerzeit soll man viel darüber gelacht haben, zumal darin viele stadtbekannte Persönlichkeiten deutlich wieder zu erkennen waren.

Duval hatte geglaubt, von den Erträgen seiner schriftstellerischen Tätigkeit leben zu können; er hatte sich geirrt. Das „Eichsfeld“, sein erstes Buch, an dem er viele Jahre gearbeitet hatte, brachte ihm ein Defizit von 80 Talern. Der amtlose Mann brauchte Brot und ging 1847 von Groß-Bodungen nach Berlin, wo er auf Empfehlung als Zensurbeamter angestellt wurde. Doch blieb er hier nicht lange. Noch vor Ausbruch der Märzrevolution finden wir ihn wieder in Nordhausen, wo er für sich und die Seinen mit kleinen literarischen Arbeiten und Gelegenheitsdichtungen kümmerlich den Lebensunterhalt zu verdienen suchte.

Er hatte zwei Söhne und zwei Töchter. Ein Sohn lebte als Kunstmaler in Berlin. In Nordhausen versuchte Duval, eine Privatschule zu gründen, aber auch dieser Plan schlug fehl.
Allmählich erlahmte seine Widerstandskraft. Innerlich vergrämt und durch manchen Misserfolg entmutigt, starb er im besten Mannesalter im Jahre 1853, am 19. August. So war ihm der Tod wie vielen Künstlern, die damals in einer von Widersprüchen zerrissenen Gesellschaft ein bitteres Dasein führten, eine Erlösung.

Der Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein hat an seinem Geburtshaus, Krämerstraße 15, eine Gedenktafel aus schwarzem Granit angebracht. In Heiligenstadt hat man ihm zu Ehren eine Straße am Fuße des Iberges "Duvalstraße" benannt.

Literatur:

  • "Heimatland", Nr. 13/14, 1907
  • Nordhäuser Generalanzeiger, Nr. 116, 1908
  • "Aus der Heimat", Monatszeitschrift zum Eichsfelder Tageblatt, Nr. 128, 1908
  • Mitteldeutsche Lebensbilder, I Band, Seite 189 bis 194, 1926, Carl Duval von Dr. Johannes Müller

Anmerkung:
Eine Auswahl der eichsfeldischen Lithografien Carl Duvals finden Sie in der folgenden Bildgalerie.

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