Burgen und Schlösser

Vorwort

Bist du gewandert durch die Welt, auf jedem Weg und Pfade ...
Hast du mein Eichsfeld nicht geseh’n
mit seinen burggekrönten Höhn und kreuzfidelen Sassen,
dein Rühmen magst du lassen!

Als Hermann Iseke wenige Jahre nach Carl Duvals „Romantischen Eichsfeld" diese bekannten Verse des „Eichsfelder Sangs" schuf, begann der Tourismus nicht nur die rheinischen und thüringischen, sondern auch die Eichsfelder Burgen zu entdecken. Das Eichsfeld - ein Berg- und Hügelland - im nordwestlichen Thüringen und Südniedersachsen ist eines der landschaftlich schönsten Gebiete Mitteldeutschlands und bietet mit seinen bewaldeten Höhen und lieblichen Tälern, seinen romantischen Ruinen und uralten Trutzburgen, seinen alten Klöstern und stilvollen

Kirchen dem Touristen Entspannung, Erholung und Bildung. Vom 10. -15. Jahrhundert entstand entlang der Grenze zu Hessen, Niedersachsen und Thüringen ein ganzes Burgensystem. Vom Hanstein über den Altenstein, die Goburg, dem Greifen- und Bischofsstein bis zum Keudelstein wurde die Werralinie; vom Rusteberg über Duderstadt, Gieboldehausen und Lindau der Nordteil des Landes geschützt. Der Boden-, Scharfen- und Gleichenstein bildeten die Rückzugslinie im Innern; Aller-, Hasen- und Harburg sowie Deuna und Rüdigershagen sicherten den Ostteil.

Die nachfolgende Darstellung dieser Burgen und befestigten Anlagen im Eichsfeld soll den Interessierten die Auswahl erleichtern, mit der Geschichte der Objekte vertraut machen und darüber hinaus weitere touristische Attraktionen anbieten.

Abriss der Geschichte des Eichsfeldes

Das Eichsfeld wurde vor dem 4. Jahrtausend v. Chr. nicht besiedelt. Erst in der Jungsteinzeit (4500-1800 v. Chr.) entstehen auf einigen Bergen befestigte Anlagen (Hasenburg, Alte Burg bei Reifenstein. Rusteberg). Hügelgräber im Untereichsfeld (bei Werxhausen, Bilshausen, Bodensee) weisen auf eine Siedlungstätigkeit in der Bronzezeit (2000-700 v. Chr.) hin. Seit der Eisenzeit (700-40 v. Chr.) erfolgt eine intensive Besiedlung, besonders in den Flußtälern. In der letzten Phase dieser Epoche, der Latenezeit (500-40 v. Chr.) wandern die Germanen in unser Gebiet ein. Bis zum 6. Jahrhundert gehört dieses Territorium zum Thüringer Königreich, das 531 von den Franken und Sachsen erobert und anschließend aufgeteilt wird. Die Trennlinie zwischen dem fränkischen und sächsischen Teil entwickelt sich zur Sprachgrenze zwischen dem Ober- und Niederdeutschen. Der Name Eichsfeld wird 897 erstmalig in einer Urkunde Arnulfs von Karaten erwähnt. Bis in das 10. Jahrhundert unterstand das Gebiet sächsischen Herzögen bzw. deutschen Königen, die es durch Gaugrafen verwalten ließen. Ab dieser Zeit geriet das Obereichsfeld in den Einfluss thüringischer Grafendynastien.

Früh erwarben die Mainzer Erzbischöfe Land und Leute. Höhepunkte dieser Territorialpolitik waren der Kauf des Eichsfeldes 1294 durch den Erzbischof Gerhard H. von den Grafen Heinrich IV. Gleichen von Gleichenstein sowie der Erwerb der Goldenen Mark (um 1340). Der Name Eichsfeld ging auf den zusammenhängenden Teil des Mainzer Erzstiftes in Mitteldeutschland über. Auf dem Rusteberg saß bis 1540 als Vertreter des Landsherrn der Viztum oder Oberamtmann, mit ihm regierten als Landesvertretung (die einzige des Kurstaates) die Landstände (Vertreter des Adels, des Klerus und der Städte).

Die Umwälzungen des 16. Jahrhunderts (Reformation und Bauernkrieg) trafen das Land hart. Inmitten protestantischer Reichsstände (Fürstentümer und Reichsstädte) gelegen, wurde das Eichsfeld nach 1574 (Gründung eines Jesuitenkollegs in Heiligenstadt) von den geistlichen Landsherren rekatholisiert. Demzufolge litt der Landstrich unter dem Zwangsläufigkeiten des Dreißigjährigen Krieges und gehörte zu den am meisten verwüsteten Gebieten Deutschlands. Kurfürstlichstaatliche Maßnahmen und die Herausbildung der Zeugweberei (Ende des 17. Jahrhunderts) führten zu einer raschen Überwindung der Kriegsfolgen, zu einer sozialen Umstrukturierung der Bevölkerung und zu einem allgemeinen Aufschwung in den nächsten Jahrzehnten. Die Folgen der französischen Revolution (1802 preußische Inbesitznahme) und der Befreiungskriege ließen diese Entwicklung bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts stagnieren. Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde das Eichsfeld unter Preußen (die obereichsfeldischen Kreise Heiligenstadt und Worbis) und Hannover (der untereichsfeldische Kreis Duderstadt), dessen beide Hälften wirtschaftlich und politisch auseinandertrifteten, aufgeteilt, deren Bewohner aber bis heute sich als Eichsfelder fühlen.

Weder preußische (Kulturkampf), noch nationalsozialistische (Kirchenkampf), noch kommunistische (Sozialisierungen) Versuche konnten die Einheit bis heute sprengen.

Elmar Golland,
Leinefelde im Eichsfeld