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Die evangelische Heiland-Kapelle
Aus der Geschichte der Heiland-Kapelle
Die evangelische Kirche in Lengenfeld unterm Stein wurde als Filiale von Großtöpfer 1926 eingerichtet. Großtöpfer ist seit dem Jahre 1567 evangelische Pfarrei unter dem Patronat derer von Hanstein in Ershausen. Die Kirche wurde 1775 gebaut. Die Kirchenbücher werden seit 1660 geführt.
Seelsorger:
Johannes Kniege 1568 - ?
Hessischer Prädikant 1590 - 1605
? 1605 - 1628
Magister Vogeley 1628 - 1648
? 1648 - 1660
Andreas Laspius 1660 - 1705
Johann Conrad Langlof 1705 - 1715
Johann Samuel Rumbach 1715 - 1758
Christian Wilhelm Riemann 1758 - 1766
Johann Philipp Martin 1766 - 1803
Heinrich Friedrich Kraft 1803 - 1813
Christian Gottlob Trostdorf 1814 - 1818
Friedrich Wilhelm Engeling 1818 - 1825
Fleck 1825 - 1829
Johann Christoph Kaempf 1830 - 1853
Friedrich Ludwig Marx 1854 - 1864
Ferdinand Wilhelm Lange 1864 - 1872
Ludwig Meischeider 1873 - 1875
Martin Rühlmann 1876 - 1886
Emil Karl Franz Langheldt 1886 - 1888
Karl Julius Paul Hartung 1889 - 1898
Johann Theodor Eisentraud 1899 - 1911
Ludwig Reinicke 1912 - 1913
Wilhelm Blumenthal 1914 - 1920
Ernst Krüger 1921 - 1931
Karl Steidtmann 1932 - 1946
Bernhard Ernst 1946 - 1956
Johannes Klienke 1956 - 1969
Reinhard Tuschy 1969 - ?
Die Entwicklung der evangelischen Kirche in Lengenfeld unterm Stein
Im Jahre 1893 wurde in Lengenfeld unterm Stein eine Zigarrenfabrik eingerichtet. Infolge des dadurch gebotenen Verdienstes waren zwanzig evangelische Christen, darunter auch fünf Kinder, nach Lengenfeld gekommen, die etwas sehr schmerzlich vermissten, den evangelischen Gottesdienst.
Bis zur Kirche nach Großtöpfer, zu dessen Pfarrbezirk Lengenfeld unterm Stein gehörte, waren es acht Kilometer Fußweg. Wohl konnte der Zug bis Geismar benutzt werden; aber von dort war es bis zur Kirche immer noch mehr als eine halbe Stunde zu gehen. Außerdem lagen die Abfahrtszeiten der Züge so, dass der Besuch des Gottesdienstes fünf bis sechs Stunden erforderte.
Da traten die Lengenfelder evangelischen Christen an den Pfarrer Hartung, der von 1889 bis 1898 in Großtöpfer wirkte, mit der Bitte heran, auch in Lengenfeld Gottesdienst abzuhalten. Der Pfarrer Hartung, der sofort auf diesen Wunsch und die große Bitte einging, erhielt auch auf seinen Antrag bei der oberen kirchlichen Behörde die Genehmigung, in Lengenfeld Gottesdienst zu halten. Da ein geeigneter Raum nicht zur Verfügung stand, erbot sich der Revierförster Gropp auf Schloss Bischofstein, sein Wohnzimmer kostenlos zur Verfügung für diesen Zweck zu stellen.
Am 1. Adventsonntag 1897 wurde der erste evangelische Gottesdienst auf Schloss Bischofstein gehalten, bei dem der Förster den gemeinsamen Gesang auf seiner Zither begleitete. Alle fünfzehn Erwachsene und zwei schulpflichtige Kinder waren erschienen. Gern stimmte die katholische Behörde der Einrichtung dieser Gottesdienste, die alle vier Wochen stattfanden, zu und bewilligte dem Pfarrer eine Beihilfe, damit er bei schlechtem Wetter eine Kutsche benutzen konnte.
Mit Hilfe des „Gustav-Adolf-Vereins“ wurde ein Harmonium beschafft und ein Altar zusammengezimmert, für den bald ein Kruzifix, zwei Leuchter und eine Bibel geschenkt wurden.
Zehn Jahre hindurch konnten auf Schloss Bischofstein Gottesdienste gehalten werden. Als die Wohnstube des Försters für die ansteigende Zahl der Gottesdienstbesucher nicht mehr ausreichte, außerdem Schloss Bischofstein an Dr. Gustav Marseille im Jahre 1907 verkauft wurde, der im Jahre 1908 eine Erziehungsschule darin einrichtete, musste man sich nach einem anderen Gottesdienstraum umsehen. In der größten Not fand man in dem Haus der katholischen Familie Hübenthal am Grottenweg eine Stube zur Abhaltung des Gottesdienstes, die acht Meter lang und sechs Meter breit war. In diesem Raum haben fünfzehn Jahre lang zwanzig, ja dreißig und noch mehr Personen dem Gottesdienst beigewohnt. Alle waren dankbar, dass sie überhaupt ein Zimmer hatten und waren in arger Verlegenheit, als dieser Raum im April 1925 zu Wohnzwecken gebraucht und daher gekündigt wurde. In dieser Bedrängnis kam ihnen der Zimmermeister Andreas Busse, ebenfalls ein Katholik, entgegen, indem er den evangelischen Lengenfelder Christen in seinem neuerbauten Hause eine Stube überließ, die freilich noch kleiner war als der bis dahin zur Verfügung gestandene Raum, so dass nicht alle Gottesdienstbesucher darin Platz finden konnten.
Als der unermüdliche Vertreter des „Gustav-Adolf-Vereins“, der Superintentent Professor Rauch in Heiligenstadt davon hörte, schilderte er diese Not den vorgesetzten maßgeblichen Stellen. Die Folge war, dass diese obere kirchliche Behörde mit ganzem Herzen für die Erbauung einer einfachen, aber würdigen Kapelle in Lengenfeld unterm Stein eintraten. Bei dem Verkauf des geeigneten Baugrundstückes waren die Besitzerin des Bischofsteins, Frau Dr. Hedwig Ripke, und ihr Gatte, Herr Dr. Wilhelm Ripke sehr entgegenkommend. Der Leiter des Hochbauamtes in Mühlhausen, Baurat Reichel, entwarf den Bauplan. Die Maurerarbeiten wurden dem Mauermeister Aloys Groß in Geismar und die Tischlerarbeiten dem Tischlermeister Friedrich Müller in Großtöpfer übergeben.
Nachdem die Vorarbeiten rüstig vorangeschritten waren, wurde am Sonntag, dem 18. Oktober 1925 der Grundstein der Kapelle gelegt. Zahlreiche Mitglieder der Kirchengemeinde aus Großtöpfer, Lengenfeld unterm Stein und der Umgegend hatten sich am Bauplatz eingefunden. Ebenso wohnten der Leiter der Erziehungsschule Schloss Bischofstein, seine Gattin, das Lehrerkollegium und die Schüler dieser Anstalt der Grundsteinlegung bei. Nach dem gemeinsamen Gesange hielt Herr Pfarrer Krüger die Liturgie. Anschließend hielt der Superintendent die Festansprache. Beim einmauern der Urkunde wünschte er der gesamten Kirchengemeinde viel Erfolg bei der Durchführung des begonnenen Werkes.
Fotos: Evang. Heiland-Kapelle Lengenfeld u. Stein erbaut vom G.A.V.
1926 und 1952
Grundsteinlegung: 18.10.1925
Einweihung: 21.10.1926
Südwest-Ansicht
Da die Bauhandwerker die Arbeit eifrig und gut vorantrieben, die Finanz -mittel durch Spenden vorhanden waren und auch die Gemeindemitglieder ständig mithalfen, konnte die Einweihung bereits am Donnerstag, dem 21.Oktober 1926 stattfinden. Über diese Einweihungsfeier bereitete sich ein wunderbarer Schimmer göttlichen Segens. Es lag darüber aber auch eine solch ergreifende Wehmut im Gedächtnis des Mannes, dessen Werk man heute weihte. Zum ersten Male fehlte an einem evangelischen Festtage des Eichsfeldes der unvergessliche Superintendent Dr. Rauch.
Vom Bahnhof Lengenfeld unterm Stein bewegte sich am Tage der Einweihung der Festzug den schmalen Bahnhofsweg hinunter, voran die Schulkinder von Großtöpfer mit dem Lehrer Schmidt. Ihnen folgten der Generalsuperintendent Dr. Meyer, geleitet vom Superintendenturverweser Pfarrer Richter und vom Ortspfarrer Krüger, der Landrat von Christen, Vertreter der Kirchenbehörde und des „Gustav-Adolf-Vereins“, Kirchenälteste, Vertreterin des Frauenhilfswerkes und die Gemeindeglieder des Ortes. Von dem gegenüberliegenden Hang grüßte das neue Kirchlein, winzig klein und schlicht, aber ans Herz greifend schön. Als der Festzug vor dem Gotteshaus angelangt war und die Kirchenglocke zum ersten Male ihre Stimme erschallen ließ, übergab der Bauleiter Reichel die Schlüssel dem Generalsuperintendenten. Dieser überreichte dieselben dem Ortspfarrer Krüger, der dann die Pforten zum Zaun und zur Kirche öffnete. Anschließend trat der Generalsuperintendent auf die hohe Freitreppe und sprach aus warmen und bewegten Herzen zur Ortsgemeinde und den Gästen über das Bibelwort: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben (Luk. 12, 32)“. Als die Kirchentür sich auftat, füllten die Festteilnehmer die Kirche bis auf den letzten Winkel. Nicht alle fanden Platz, bis weit vor die Kirchentür standen die Gläubigen.
Nun vollzog der Generalsuperintendent die Einweihung und übergab die Kirche, die nach dem Wunsch ihres Begründers „Heilandskapelle“ heißen soll, Altar, Kanzel und Taufstein, Harmonium und Glocke dem heiligen Dienst. Das Innere der Kirche ist wirklich schön. Im Kerzenschein der kunstvoll hergestellten Kerzenleuchter aus Messing ergaben das schmucke Gestühl, der Taufstein, das Harmonium, vor allem aber der herrliche Altar und die Kanzel ein harmonisches Gesamtbild.
Der Altar und die Kanzel standen ehemals in des Gutes Oberstein bei Arenshausen. Über sie schreibt Walter Rassow in seiner „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt“, Halle a. d. Saale 1909, Seite 334: „Der Altaraufsatz ist sehr reich ausgebildet und mit bildlichen Darstellungen bemalt. Deren Bedeutung ist: zuunterst das heilige Abendmahl, darüber die Kreuzigung und zuoberst die Figur des guten Hirten. Auch die Kanzel ist reich mit gewundenen Säulen ausgestaltet. Die dazugehörigen Figuren fehlen – deren zwei fanden sich auf dem Boden – doch ist aus den vorhandenen Inschriften zu ersehen, wen sie dargestellt haben: St. Lukas, St. Johannes, den Salvator, St. Matthäus, St. Markus. Alles ist gänzlich vernachlässigt.“ Da sich nach fachmännischem Urteil die Stücke wieder herstellen ließen, so wurde die Restauration dem aus Bayern stammenden Kunstmaler Norbert Krohmer, der auch die Innenausmalung der Kirche übernahm, sowie dem Holzschnitzer Aloys Schuchard in Geismar übertragen. Beide Künstler haben das ihnen übertragene Werk sehr gut ausgeführt.
Die Altarleuchter stammen ebenfalls aus der Obersteiner Kapelle. Die herrlichen Wandbeleuchtungskörper sind von einer Danziger Firma geliefert worden. Das Altarkreuz, nach einer Zeichnung in Oberammergau angefertigt, haben die Lengenfelder evangelischen Christen gestiftet. An den Kosten für die Wandbeleuchtungskörper beteiligen sich die Frauenvereine in Halberstadt und in Worbis.
Den Teppich stiftete der Erfurter Frauenverein. Die Altardecke spendete Fräulein Wilkens in Magdeburg, die mit ihrem Frauenverein unermüdlich tätig war für die Diaspora des Eichsfeldes, aber ganz besonders für Großtöpfer und Lengenfeld unterm Stein.
Das Patentharmonium ist bei der Firma Mannborg in Leipzig ausgesucht worden. Von den zwei Christusbildern ist eines aus dem früheren Gottesdienstraum übernommen worden, während das andere von dem Bruder des heimgegangenen Superintendenten der Kapelle geschenkt wurde.
Wegen des hohen Kunstwertes von Altar und Kanzel hat der Landes- und Provinzialkonservator 800,00 Mark zur Wiederherstellung zur Verfügung gestellt.
Die Kirchenkollekte, die in der Provinz Sachsen für die Erbauung der Kapelle durchgeführt wurde, ergab den Betrag von 4 439,14 Mark. Die Kirchenbehörde bewilligte 3 500,00 Mark; Den Rest spendete der „Gustav-Adolf-Verein“. Schulden hafteten nach Abschluss der Arbeiten nicht auf dem Bau.
Im Jahre 1926 betrug die Gesamtzahl der evangelischen Christen in Lengenfeld unterm Stein außer den Insassen Schloss Bischofsteins 46, wozu noch einige Personen aus Hildebrandshausen und Großbartloff treten.
Die Kapelle selbst wird aber 60 bis 70 Personen Platz zum Gottesdienst bieten.
- Der Bischofsteiner Waldfriedhof
- Der Bischofsteiner Schlosspark
- Die evangelische Heiland-Kapelle
- Erlebnis Kanonenbahn
- Der Eisenbahnviadukt
- Die Katholische Pfarrkirche
- Schloss Bischofstein (erbaut 1747)
- Das Lengenfelder Freibad
- Der Friedhof in der Goldgasse
- Die Lourdes-Grotte am Dünberg
- Der Bildstock auf der Heide